Gute Stube

Aus Museumswiki

Die Gute Stube

Dort findet sich ein Arrangement alter Möbelstücke des 19. Jahrhunderts – Couch und Sekretär als Aufsatzmöbel aus der Biedermeierzeit (um 1820) wurden kombiniert mit weiteren Möbeln aus der Zeit um 1850. Im Zentrum der Konsoltisch aus der sogenannten Louis-Philippe Stilepoche – aus der selben Zeit stammt auch das Harmonium auf der anderen Seite. Über diesem Instrument findet man zwei Portraits eines Ehepaars in altpietistischer Tracht. Außerdem ist ein seltenes Exemplar eines immerwährenden Wand-Kalenders aus der Biedermeierzeit zu sehen. Für angenehme Wärme in der kalten Jahreszeit sorgt ein gusseiserner Stubenofen mit Jugendstil-Elementen. Er stand ursprünglich sogar in Maulbronn und zeigt als sogenannter „Schiller-Ofen“ das Portrait von Friedrich Schiller, von seinem Geburtshaus in Marbach und dem Schillerhaus in Weimar. Winters wird dieser Ofen an den Öffnungstagen auch angefeuert. Im Unterschied zur weiter unten beschriebenen Stube, gab es hier schon gekauftes Spielzeug und Kinderbücher. In Maulbronn dürften im 19. Jahrhundert solche Biedermeierausstattungen nur besonderen Familien vergönnt gewesen sein. Hierzu zählten vermutlich die Wohnungen der Oberamtsmänner, des Klostermüllers Kolb, der Apothekerfamilien und der Maulbronner Ephoren des evangelischen Seminars.

Die allgemeine „gute Stube“ war ein in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum bis in die 1970er Jahre (auf Bauernhöfen und größeren Anwesen teilweise bis in die Gegenwart) besonderer Raum. Im Gegensatz zum heutigen „Wohnzimmer“ wurde er nur zu besonderen Tagen genutzt. An Werktagen wurde der Raum nicht genutzt und oft durch die Hausfrau oder den Familienvorstand verschlossen. Das vergleichsweise eher hochwertigere Mobiliar der „guten Stube“ war an den überwiegenden Tagen der Nichtnutzung oft mit weißen Laken vor Verstauben geschützt. „Gute Stuben“ gab es eher in Haushalten der Mittel- und Unterschicht, während in Haushalten des Großbürgertums, der Oberschicht Salons, Raucherzimmer, Kaminzimmer ... diese Funktion wahrnahmen.

So konstatiert Frank Lang für den südwestdeutschen Raum für Anfang des 20. Jahrhunderts:

"So unbewohnt, wie die „gute Stube“ ist, war sie nach den 20er-Jahren fast immer. Im Winter wurde sie kaum mehr beheizt, im Sommer diente der gusseiserne Ofen als Kühlschrank. Gegessen, gearbeitet und gelebt wurde fortan in der Küche. Nur noch bei großen Festen wie Weihnachten, an Geburtstagen und bei „hohem“ Besuch kam für kurze Zeit wieder Leben in die [gute] Stube." [1]

Im Lauf der Zeit wurde die gute Stube durch das Wohnzimmer ersetzt, indem sich die Kernfamilie auch an Werktagen abends, in der Regel zum gemeinsamen fernsehen, aufhält, das aber auch für repräsentative Aufgaben dienen kann. Die Rolle der „guten Stube“ für Repräsentationszwecke, festliche Essen oder ähnliches wird mittlerweile (in eher wohlhabenden Haushalten) von dem (ansonsten wenig genutzten) Esszimmer übernommen.

Unsere Theatergruppe hat 2023 eine Geburtstagsszene in der Guten Stube Küche aufgenommen.

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Theater in der Guten Stube

Unsere Theatergruppe hat hier die 3. Episode "Minas Geburtstag" ihrer Reihe "Erinnerungen an früher - Weisst Du noch..." gedreht.


Einzelnachweise

  1. Frank Lang, Die "gute Stube" der Familie Gayer, in: Alltagskultur im Südwesten, URL: [1], Stand: 19.11.2020 - Der Text stammt im Wesentlichen aus der Publikation „Museum für Volkskultur in Württemberg. Themen und Texte Teil 1. Stuttgart 1989/90“




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